Im letzten Beitrag habe ich die Hamamatsu – die Stadt der Musik vorgestellt. Falls du auf deiner nächsten Japanreise eine Stadt besuchen willst, die bei ausländischen Touristen kaum bekannt ist, dann ist Hamamatsu eindeutig die richtige Stadt für dich! Neben typisch japanischer Architektur, jeder Menge Musik und sehr leckerem All gibt es aber auch landschaftlich etwas zu entdecken. Nämlich die Nakatajima Sanddünen.

Auf unserer Reise nach Hamamatsu sind wir etwas früh am Hotel gewesen. Um die Zeit bis zum Zimmerbezug zu überbrücken, haben wir und auf den Weg zum Meer gemacht. Immer geradeaus die Hauptstraße entlang. Es wurde ein wirklich toller Spaziergang mit sehr interessanten Einblicken in das tägliche Leben in einer Japanischen Stadt bei dazu noch schönstem Wetter.


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Von Hamamatsu City zu den Nakatajima Sanddünen

Nur wenn man sich auch die etwas weniger touristischen Bezirke einer Stadt anschaut, lernt man die Stadt und das Land besser kennen. Vor allem zu Fuß sieht man Dinge, die einem sonst verborgen blieben. Und bei genauerem Hinsehen fällt einem dann auf, was wirklich andres und was doch gleich ist wie bei uns in Deutschland. Deshalb haben wir uns auch dazu entschieden, zu laufen und nicht etwa den Bus zu nehmen.

Hamamatsu nahe der Innenstadt

Interessant sie einmal genauer zu betrachten, weil sie doch so anders als in Deutschland sind, sind die Parkplätze. Zum Beispiel der nahe unserem Hotel. Wer sich bei uns schon über zu kleine Parkplätze beschwert, sollte froh sein, seinen SUV oder Sportwagen nicht in Japan parken zu müssen.

Funfact: Anders als bei uns sind die Parkplätze oftmals nicht mit einer Schranke an der Ein- oder Ausfahrt gesichert. Jeder einzelne Parkplatz ist mit einer Sperre gesichert. Sie klappt ein, wenn ein Auto auf den Parkplatz fährt. Und direkt wieder hoch, wenn der Reifen drüber ist. Um wieder rausfahren zu können, müssen erst die Parkgebühren bezahlt werden. Ansonsten macht man sich beim Ausparken schlimmstenfalls das Auto kaputt, da man rückwärts über die Sperrvorrichtung fahren müsste.

In Japan gibt es gefühlt an jeder dritten Ecke einen Schrein oder Tempel. So hat es uns auch nicht verwundert, dass wir schon nach wenigen Metern an einem vorbeigekommen sind. Wer oder was aber genau im Rokusho Shrine verehrt wird, konnte ich leider nicht herausfinden.

Weiter liefen wir vorbei an kleinen Gassen und Straßen. Hier fällt auch auf, dass selbst Mehrfamilienhäuser hübscher und gepflegter aussehen als es bei uns oft der Fall ist. Graffiti, Schmierereien oder Müll sucht man in Japan weitestgehend vergebens.

Funfact: Fast alle Mehrfamilienhäuser haben einen Balkon. Der wird aber nur selten zur Entspannung genutzt. Er dient mehr dazu, Wäsche zu hängen, die Futons zu lüften und manchmal auch als Notausgang.

Auch einen kleinen „Park“ mit Spielplatz haben wir passiert. Das besondere hier: Es gibt ein öffentliches Toilettenhäuschen und ein Outdoorwaschbecken. Der Park ist eigentlich nur eine größere Wiese mit eben dem kleinen Spielplatz drauf. Neben dem Spielplatz stehen auch noch einige Picknicktische. Alles war extrem sauber und ordentlich. Und dass, obwohl es nicht einen einzigen Mülleimer gab!

Hamamatsu wird ländlicher

Einige Querstraßen später wird die Gegend merklich ländlicher. Die Siedlungsdichte nimmt immer mehr ab, es gibt auch kaum noch Mehrfamilienhäuser. Kurz darauf erreichten wir den Magome River. Von der Brücke hat man einen sehr schönen Blick auf den Fluss. Und auch das Geländer ist hübsch gemacht, mit den Drachenbildern.

Funfact: Im Magome River lebt ein kleiner Fisch. Oryzias latipes, bei uns besser bekannt als Medaka oder Reisfisch. Ein Fisch, der sich bei uns in den letzten Jahren steigender Beliebtheit erfreut. Medaka werden auch in Japan immer beliebter. Man hält sie dort oft in kleinen Behältern wie beispielsweise größeren Blumentöpfen vor dem Haus. Im Magome River leben noch die Wildform, aber mittlerweile gibt es, ähnlich wie bei Kois, immer mehr Züchtungen in den verschiedensten Farben.

Auch südlich des Magome River wird die Bebauung nicht mehr viel dichter. Ganz im Gegenteil. Nur wenige Minuten, nachdem wir den Fluss überquert haben, lies die Bebauungsdichte nochmal ordentlich nach. Viel mehr grün steht nun zwischen den Bäumen. Und schon bald tauchen die ersten Reisfelder neben der Straße aus.

Anders als ich es aus Deutschland kenne, gibt es auch heute noch viele Felder mitten in Wohngebieten. Das war damals in Soka so und auch in Hamamatsu konnte ich es beobachten. Bei uns stehen entweder die Bauernhöfe sehr einsam, oder die Felder befinden sich außerhalb von Siedlungen. In Japan mischt es sich auch heute zum Teil noch viel mehr. Da grenzt der Garten ans Gemüse- oder Reisfeld, das wiederum direkt neben einer Hauptstraße liegt.



Noch einmal überqueren wir den Magome River. Die Straße führt uns nun vorbei am Hamamatsu Festival Gelände, auf dem auch der Hamamatsu Festival Pavillon steht. Dort findet jedes Jahr vom 3. Bis zum 5. Mai das Hamamatsu Festival statt. Und das schon seit über 440 Jahren! Am 3. Mai füllt sich der Himmel mit Drachen aus über 170 Städten zu einem Drachenkampf. Falls du mehr erfahren willst, schau einfach auf die Homepage vom „Hamamatsu Festival Pavilion“.

Tipp: Falls du nach der Wanderung zum Strand auf Toilette willst, findest du öffentliche Toiletten auf dem Festivalgelände (oder zwischendurch auf dem bereits erwähnten Spielplatz).

Nakatajima Sanddünen

Nach rund zwei Stunden gemütlichen Spazierens, Staunens und Eis Schleckens (wir mussten unbedingt den Eisautomaten ausprobieren, der vor einer Apotheke stand!) haben wir dann auch endlich die Nakatajima Sanddünen erreicht. Schneller wäre es natürlich mit dem Bus gegangen. Mit der Buslinie Nummer 4, die alle 20 Minuten fährt, hätten wir keine 20 Minuten gebraucht. Aber hätten auch sehr viel weniger von Hamamatsu gesehen!

Am Eingang zu den Dünen steht ein großer Fels mit der japanischen Aufschrift Nakatajima Sakyuu, also Nakatajima Sanddünen. Von dort geht es eine kleine Treppe hinauf, bis man auch kurz darauf schon im Sand steht. Es lohnt sich, einen Blick auf die Hinweisschilder zu werfen, die dort am Eingang stehen. Die Schilder sind zum Teil auch auf Englisch. Man erfährt hier, dass die Unechte Karettschildkröte  (loggerhead turtle auf Englisch) hier am Strand ihre Eier ablegt! Und zwar hauptsächlich in den Monaten Mai bis August. Das führt zu einem Schlupf der jungen Schildkröten von Mitte August bis Oktober.

Mittlerweile werden die Schildkröten hier auch streng geschützt. Das Befahren des Strandes mit Fahrzeugen ist nicht mehr gestattet. Außerdem werden gefundene Schildkrötennester ausgegraben und an speziell geschützte Strandbereiche verbracht. Noch am Nachmittag bin ich auf etwas gestoßen, das wie ein Schildkrötennest aussah, welches sich mitten am Strand befunden hat. Ich vermute, dass die Ranger es wohl übersehen haben. Allerdings waren auch nicht übermäßig viele Menschen unterwegs, so dass dem Nest auch keine allzu große Gefahr drohte an diesem Tag.

Die Nakatajima Sanddünen sind sehr weitläufig. Über 4km Länge und bis zu 600m Breite erstrecken sie sich. Umbauten am Fluss und Beton Barrieren im Meer führten aber immer mehr zu einer Veränderung der Meeresströme, die die Sanddünen immer mehr schrumpfen lässt. Der Sand selber ist zwar sehr fein, aber es liegen stellenweise ziemlich viele Kieselsteine herum. Wir sind dennoch barfuß gelaufen und haben uns auch das erfrischende Meerwasser um die Zehen spülen lassen.

Bei den Einheimischen sind die Dünen auch ein beliebter Ort, sich den ersten Sonnenaufgang des Jahres anzusehen. Als wir da waren herrschte auch ein reger Lastwagenverkehr, da ein Gezeitendamm gebaut oder ausgebessert wurde.

Für uns war es ein wirklich toller Nachmittag, auch wenn wir von den richtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt nur die Nakatajima Sanddünen gesehen haben. Aber nachdem wir in Tokyo so viel angesehen hatten, wollten wir einen Gang zurückschalten. Slow Travel sozusagen, und wenn nur für einen Nachmittag.

Ich kann auch jedem nur empfehlen, die Stadt, die du besuchst, zu Fuß zu erkunden und dabei bewusst auch einen Teil der Stadt auszusuchen, der eben nicht so touristisch ist.

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12 Kommentare

  1. Wie schön! Mal ein ganz anderes Japan! Ich bin am ersten Foto schon hängen geblieben und habe mit meinen Chinesisch versucht, die Aufschrift zu entziffern. Ja, da steht was von Sanddüne! Gleiche Schriftzeichen, andere Aussprache.
    Liebe Grüße
    Ulrike

  2. Ich war noch nie in Japan und habe deinen Bericht mit großen Interesse gelesen. Dass es dort so herrliche Sanddünen gibt, hätte ich nicht vermutet. Mein Interesse ist auf jeden Fall geweckt.
    Liebe Grüße
    Von Ute

  3. Liebe Tanja,

    ich hätte nicht gedacht, dass Japan so vielseitig und facettenreich ist. Zugegeben auch wenn ich noch nie in diesem Land war, ich hätte dort keine so große Dünen erwartet.
    Wie sieht es denn eigentlich mit dem Naturschutz aus? Oder anders formuliert, verhalten sich die Touristen vorbildlich?
    Es wäre doch sehr schade, wenn ein solcher Ort zerstört wird.

    Wann immer ich kann, bin ich langsam und achtsam unterwegs.

    Liebe Grüße, Katja

  4. Liebe Tanja,
    Das klingt nach einem herrlichen Spaziergang und einem wunderbar entschleunigen Tag in Hamaamatsu. Von den Sanddünen (wie von der Stadt – bis zu deinem letzten Beitrag) hatte ich noch nie gehört, ich finde solche Dünen aber immer wahnsinnig faszinierend. Und mit Schildkröten kriegt man mich ja ohnehin immer – die liebe ich einfach. Ich finde es schön, dass man auch in Japan das Potenzial erkannt hat und die Tiere jetzt mehr schützt, da passiert zum Glück ja gerade weltweit einiges.
    Der Funfact mit den Parkplätzen hat mich übrigens enorm zum Schmunzeln gebracht. Finde ich ein amüsantes System.
    Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap

  5. Schön, dass du noch mehr zu der Stadt zu erzählen hast. Auf die Sanddünen hattest du mich ja schon im letzten Beitrag neugierig gemacht, aber die Funfacts hier und da im Beitrag fand ich auch noch mal richtig interessant. Wenn ich nicht unter unheilbarer Flugangst leiden würde, wäre Japan definitiv ein Ziel für mich, gern auch so kleine Städte wie Hamamatsu!

    Liebe Grüße
    Jana

  6. Liebe Tanja, schon beim letzten Beitrag habe ich mich auf diesen zu den Sanddünen gefreut. Danke dafür! Welch wundervolle Natur. Schade nur, dass auch hier durch Eingriffe des Menschen so viel kaputt geht.
    Lieben Gruß
    Anja

  7. Wieder sehr interessant dein Artikel und wieder sehr gerne gelesen.
    Das mit dem Eis vor der Apotheke muss ja gut aussehen und es scheint auch vom Geschmack gut gewesen sein. Aber auch was man für die Schildkröten tut finde ich toll. Klasse das muss man unterstützen.
    Freue mich auf den nächsten Artikel.

    Liebe Grüße
    Julia

  8. Es ist immer eine Super-Sache, eine Stadt außerhalb der Haupttourizentren zu erkunden. Genau das mache ich auch immer, wenn ich in einer neuen Stadt bin. Du hast vollkommen recht. Nur so lernt man eine Stadt besser kennen. Die Sache mit den Parkplätzen ist ja wirklich crazy. Mein erstes Ziel wären trotz allem natürlich die Sanddünen. Das sieht ja wirklich phantastisch aus!

  9. Bis Japan bin ich noch nicht gekommen, habe es bis nach Asien (China, Vietnam) aber schon geschafft. Der Bericht ist toll und die Bilder super. Mal sehen wann es wieder klappt, bis solche Reisen wieder für viele möglich sind.

    Grüße

    Igor

  10. Ich freue mich gerade sehr, dass ich auf deinen Blog gestoßen bin, denn Japan steht schon sehr lange auf meiner Liste. Ich hoffe, dass ich das Land, wenn Reisen wieder uneingeschränkt möglich ist, endlich bereisen kann.

    Hamamatsu scheint wirklich etwas anders zu sein, als die typischen „Japan Stops“. Ich liebe solche Destinationen „off the beaten track“ ja sehr. Super interessant darüber zu lesen und tolle Bilder.

    Liebe Grüße
    Jana

  11. Hach ich schmelze dahin, Japan ist auch so ein Sehnsuchtsland, in dem ich leider noch nie war. Danke für Deinen Reisebericht.

  12. Dein Beitrag zu Hamamatsu zeigt Japan von ein anderen Facetten und löst in mir nur noch mehr den Wunsch aus, dass ich unbedingt noch einmal dort hin möchte ♥ Die Sanddünen sehen schon sehr beeindruckend aus und habe ich so gar nicht in Japan erwartet. Ich stimme Dir zu, ich reise nun auch oft langsamer, dafür aber umso bewusster. Denn letztendlich geht es nicht darum überall gewesen zu sein, sondern wie man den Ort wahrgenommen hat. Ich freue mich auf weitere Beiträge von Dir über Japan. Alles Liebe, Mandy


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