Heute möchte ich dir über mein Neujahr in Japan berichten. 2006 bin ich zum studieren nach Japan gegangen. Da man ja von dort nicht mal eben über die Feiertage nach Hause fährt, habe ich Weihnachten und Neujahr also auch in Japan verbracht. Meine Tandem-Partnerin hat mich eingeladen, über Silvester mit zu ihrer Familie aufs Land zu fahren. Also haben wir uns mit dem Zug auf nach Gifu gemacht.
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Am Tokyo Bahnhof – alles in Reih und Glied
Da zum Jahreswechsel gefühlt die halbe Bevölkerung Tokyos zur Familie auf’s Land fährt, waren die Züge auch entsprechend voll. Schon am Bahnhof waren Menschenmassen unterwegs, wie ich sie vorher nie gesehen habe. Aber anders als ich es aus Deutschland kenne gab es an den Bahnsteigen kein Gedränge und Geschupse. Nein, man stellt sich hinten an und wartet. Und wartet. Und wartet. Die Züge fahren ja unterschiedlich, je nachdem wo man hin will.
Und ähnlich wie bei uns gibt es schnellere und langsamere Züge, die unterschiedlich viel kosten und die man nehmen kann oder eben auch nicht. Wenn man wie wir nicht reserviert hat, dann steht man eben, bis in einem Zug Platz ist. Das hat bei uns rund zwei Stunden gedauert. Ist der Zug voll, dann wartet man auf den nächsten. Von Deutschland kenne ich ja nur, dass man sich trotzdem noch reingequetscht. Man beachte aber auch, dass wir hier vom Shinkansen reden und nicht von der örtlichen S-Bahn- Denn da wird sich auch in Japan so gequetscht, dass einem eine Sardinenbüchse im Vergleich dazu luxuriös vorkommt.
Silvester in Japan
Nachdem wir dann also am 31.12.2016 in Gifu angekommen waren, habe ich mich total auf Silvester gefreut. Endlich sehen, wie es in Japan gefeiert wird. Die Eltern der Freundin leben in einem alten Haus auf dem Land, das war noch zum Großteil richtig klassisch, mit Holz und Schiebetüren. Auf den Bildern siehst du, wie die Häuser im Ort von außen ausgesehen haben. Bei den Kimonofotos sieht man ihr Haus auch ein wenig von innen.
Nach der Begrüßung durfte ich erst einmal das Familienerbstück, ein altes Samuraischwert anschauen. Anschauen, nicht anfassen, das war angeblich schon viele hundert Jahre alt (sah aber aus wie gerade eben erst hergestellt). Leider habe ich davon kein Foto gemacht.
Gegen 17 Uhr hat sich dann der Vater verabschiedet, er gehe jetzt schlafen. Ja, er steht immer um 3 Uhr auf (er hat ein eigenes Unternehmen und muss da früh hin), deshalb geht er immer früh ins Bett. Äh, an Silvester? Ja, auch an Silvester. Morgen haben wir aber viel vor! Ok. Was soll man da noch sagen… Um 20 Uhr war auf einmal die Mutter verschwunden und um 22 Uhr ist auch noch meine Freundin eingepennt! Also habe ich beschlossen, den Jahreswechsel ebenfalls zu verschlafen und um 23 Uhr dann auch das Licht ausgemacht. So viel dann zu den japanischen Silvestertraditionen… Bis heute habe ich also leider noch kein traditionelles japanisches Silvester erleben können.
Neujahr in Japan
Der Neuhjarstag war im Gegensatz zum Silvesterabend schon spektakulärer. Zum Neujahrstag sind wir nämlich, wie es die Tradition so will, zu verschiedenen Tempeln und Schreinen gefahren. Irgendwie kann ich mich kaum erinnern, ich war noch so müde und so überwältigt von den vielen Eindrücken, dass ich mir gar nicht die Namen merken konnte wo wir eigentlich waren. Halt irgendwo in Gifu.
Wie man sieht, war das Wetter nicht so toll. Es hat leider oft und viel geregnet. Aber egal, dafür war es trotzdem sehr schön! Überall hingen Kranichketten mit aus Papier gefalteten Kranichen.
Und auch sonst waren alles schön dekoriert und auf Besucher eingestellt. Es gab auch Fressbuden mit für uns ausgefallenen Speisen wie Oktopusbällchen. Oder französischen Hunden. Bemüht man Google, findet man in der Bildersuche ganz viele niedliche Hundebilder. Aber keine Angst, es wurden keine Hunde gegrillt!! Ich meine mich zu erinnern, dass es eher Hot Dogs, also Brötchen mit Würstchen waren. Korrigiert mich, wenn ich mich irre…
Kimono, Kleinwagen, egal, alles teuer!
Am nächsten Tag sind wir dann noch zur Familie gefahren. Meine Freundin und ich sollten dazu Kimonos anziehen. Sie hatte ihren noch vom Schulabschluss, ich habe einen von ihrer Mutter bekommen. 30 Jahre alt und handbemalt. Der meiner Freundin war auch handbemalt und hat umgerechnet damals rund 15.000€ gekostet. Ja, die Nullen stimmen! In Worten „fünfzehntausend“. Ich hab gedacht, andere geben für Autos weniger aus… Ich soll mir keine Sorgen machen, es sei alles gut, es kann nichts passieren. Und wenn ich doch nen Fleck rein mache, das kostet nur etwa 10.000Yen ihn wieder zu entfernen (damals waren das rund 70€ zum aktuellen Wechselkurs). Ihr könnt euch bestimmt denken, wie wohl ich mich also gefühlt habe, mit dem Kimono einer fremden Frau zu fremden Leuten zu fahren und dort Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen… Aber zum Glück ist alles gut gegangen!
Das Anziehen ist übrigens eine echte Kunst. Über die eigene Unterwäsche zieht man ein fast durchsichtiges Hemdchen (deshalb davon auch kein Foto!), da drüber kommt eine Art Überunterhemdchen, das schon festgeschnürt wird (verzeiht wenn ich jetzt nicht alle Namen aller Kleidungsstücke kenne und benenne), bevor der eigentliche Kimono angezogen wird. Und dieser wird dann mit einem sehr kunstvoll geknoteten Gürtel festgebunden. Nur die Schuhe waren mir etwas zu klein.
Tja, so viel zu meinem Jahreswechsel in Japan. Ich hoffe, ihr hattet etwas Spaß beim Lesen! Und falls ihr meine vorherigen Beiträge verpasst habt, dann schaut doch einmal hier: Alle Beiträge über Japan
Wenn ihr wollt, dann berichtet mir doch auch von euren Japanerlebnissen! Vielleicht habt ihr ja selber Silvester in Japan oder mit japanischen Freunden verbracht? Was habt ihr da so gemacht?
Dieser Beitrag erschien das erste Mal am 31. Dez. 2016, als dieser Blog noch unter dem Namen Die Prüfkiste lief.
22 Kommentare
Liebe Tanja,
Japan fasziniert mich ja sehr. Leider war ich noch nie persönlich dort, daher kenne ich das japanische Silvester und Neujahr nur aus Mangas. Umso spannender fand ich jetzt deinen Artikel, denn es ist schon was anderes etwas reales zu lesen, als ein Fantasieprodukt. Dennoch muss ich sagen, dass die Feierlichkeiten in den Mangas und Animes realistisch dargestellt wurden.
Das mit dem Anstehen für einen Zug finde ich spannend. Würde aber meine Geduld auch arg überstrapazieren. Kostet denn das reservieren der Sitzplätze so viel Geld, dass die Japaner lieber darauf verzichten?
Liebe Grüße
Mo
Ganu billig sind Reservierungen nicht, es kann auch sein, dass einfach alle reservierten Plätze ausgebucht waren und man eben wartet, ob man auch mit kommt. Fand es auch seltsam, aber besser als bei uns, wo gleich jeder losdrängelt!
Auch wenn der Neujahrstag spannend und faszinierend aussieht, ist es doch ein wenig schade, dass du Silvester verpasst hast. Ich glaube,ich wäre zu neugierig gewesen und hätte zumindest noch aus dem Fenster geschaut.
Da gibt es ja eh kein Feuerwerk wie bei uns, ich hätte also nix gesehen. Zumal es echt ländlich war, wo ich da war. ;)
Ich habe Neujahr auch schon verschlafen. Schade aber für dich, dass das im schönen und speziellen Japan so lief für dich. Trotzdem hast du ja aber anscheinend viel erlebt ?
Wow das ist wirklich mal eine außerordentliche Art, Silvester zu erleben! Ich kann mir vieles davon gar nicht richtig vorstellen, finde es aber total cool, dass Neujahr so traditionell gefeiert wird. Das fehlt hier in Deutschland einfach.
Viele Grüße
Wioleta
Liebe Tanja,
die Bilder sind so faszinierend und der Artikel steht ihnen in nichts nach. Der Kimono steht Dir phantastisch, sieht aber nicht wirklich bequem aus. Ich kann es mir lebhaft vorstellen wie unwohl man sich in einem fremden, teuren Kimono fühlt. Wahrscheinlich konntest Du kaum atmen geschweige denn essen oder trinken.
Alles Liebe
Annette
Sehr spannend und vorallem mal eine ganz andere Art ins Neue Jahr zu starten.
Im ersten Moment dachte ich, es handelt sich um bunte Krawatten, bis ich von den Kranichen las. Ich mag es anderen Kulturen bei ihren Traditionen zuzuschauen und somit über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Danke für die Einblicke, viele Grüße, Katja
Schade, dass das mit dem Silvester nichts geworden ist. Ich habe viel Licht und Drachen vor Augen, wenn ich daran denke..
So ein Jahr im Ausland ist sicher eine tolle Erfahrung und auch, wenn so ein Highlight „fehlt“, wären die Eindrücken sicher grandios.
Meine Tochter und ich verbringen seit 5 Jahren auch jedes Silvester woanders, erst in London, dann in Paris, danach mal ein Jahr in Berlin (fand ich nicht schön), dann letztes Jahr in Rom und diesmal wieder in Frankreich im Disneyland! Ich finde es sehr interessant zu sehen, wie andere Nationen feiern, wie ruhig es zum Teil dort am Silvesterabend ist! Ich musste schmunzeln, dass die Gastgeberfamilie so schnell im Bett war! Aber ansonsten war das bestimmt ein interessantes Erlebnis!
Liebe Grüße
Jana
Oh, welch wunderbares Erlebnis! Solche Reisen/Aufenthalte versuche ich meinem Sohn auch zu ermöglichen. Ich glaube, es gibt kein größeres Kompliment an ein Abenteuer, als wenn man zehn Jahre danach auch noch darüber berichten will.
Freut mich sehr für Dich, dass Du dies erleben konntest!
Weiterhin alles Gute,
Doris
Das klingt nach einer sehr interessanten Erfahrung, so insgesamt! So teuer sind Kimonos??? Wahnsinn! Das Haus der Familie sieht aber sehr schön aus, auch recht groß! Schon wieder 10 Jahre her… so schnell vergeht die Zeit!
Lieben Gruß, Bea.
10 Jahre waren es vor drei Jahren, mittlerweile sind es sogar 13 Jahre! Krass wie die Zeit rennt, oder?
Haha, ich finde die Konsequenz der Japaner immer wieder faszinierend. Natürlich gehe ich auch Silvester früh ins Bett, weil ich das immer so mache! Wirkt auf uns hier doch herrlich belustigend und da merkt man erst, wie „larifari“ (oder nett ausgedrückt: liberal) wir hier doch leben.
Beim Kimono hätte ich wohl auch Bedenken gehabt – aber eine große Ehre, sowas tragen zu dürfen. Steht dir unheimlich gut! Ist der denn so schwer, wie er aussieht?
Deine anderen Japan-Artikel muss ich jetzt unbedingt mal nachlesen, die kenne ich noch gar nicht!
Andere Länder, andere Sitten kann ich da nur sagen – ich hatte mir jetzt auch einen mega Bericht zum Silvesterbuffet und Feuerwerk erhofft, doch da sieht man mal, es geht auch anders. Die Kimonos sind echt schön und „Deiner“ steht Dir echt gut, aber ich hätte mich an Deiner Stelle ebenfalls unwohl gefühlt. Ist ja Wahnsinn was das kostet.
ich finde es jedoch super, dass Du uns Japan so zeigst, ich war noch nie da und finde die Bilder super toll.
LG Manja
Hallo Tanja,
ich kipp fast vom Stuhl :) *wow wie cool ist das denn – in Japan ! Ich habe schon oft was von Japan im TV gesehen, ist es wirklich so schön ? Die Kimono sind toll – sieht gut aus bei Dir – Danke für den schönen Bericht ! LG Katrin
Ja, Japan ist so unglaublich toll! Nur dauerhaft dort leben, so weit weg von der Familie, immer auf Übersetzer angewiesen (beim Amt oder Arzt) bis man so gut ist, dass man alles alleine kann, das ist mir doch viel zu anstrengend. Deshalb wird es dort nur noch Urlaub geben oder hoffentlich auch mal die eine oder andere Geschäftsreise. :)
Wow, tolle Bilder. Ich wäre auch gerne mal in Japan. Es ist aber noch viel schöner, wenn man von Einheimischen da rumgeführt wird, dass stelle ich mir toll vor :)
Liebe Grüße,
Fio von FiosWelt
Ja das stimmt, man sieht ganz andere Dinge als wenn man mit einem Buch unterwegs ist.
Auch wenn ich alles schon weiss, es ist wunderschön zu lesen. Du zauberst mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Ich wünsche dir einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Hätte ich es jetzt nicht gewusst, hätte ich dich nicht wiedererkannt. Es ist interessant, wie Japan Neujahr begeht – du warst ja damals schon fast eingegliedert.
Jedes Land hat so seine Besonderheiten und Bräuche. Ich mag so etwas und freue mich, wenn ich im Urlaub so etwas erwische.
Ich wünsche dir ein schönes, feucht-fröhliches Silvesterfest heute und ein gesundes neues Jahr.
LG Sabine
Leider habe ich zu Silvester ja nichts gemacht, Dafür war Neujahr um so schöner! :)